Ja, ich weiß, wir sollten nicht für SEINE Nudeligkeit missionieren gehen, aber die Versuchung war
so groß und die Gelegenheit
so günstig, dass es mir schien, als ob ES mein Leben noch ein wenig mehr erleuchten wolle. Und so habe ich getan, was ich einfach nicht sein lassen konnte.
Es begab sich nämlich vor einigen Tagen, dass die Nachbarn einer guten Bekannten ein Grillfest in ihrem Garten veranstalteten. Diese Nachbarn sind bekennende Zeugen einer nichtexistenten Gottheit und es ist bei diesen (Irr-)Glaubensbrüdern und -schwestern so üblich, dass sie an fremden Haustüren läuten, um mit den (nichts böses ahnenden) Bewohnern des Hauses über ihren "Gott" zu sprechen.
Einige der Besucher parkten ihre Autos an der Straße. In meinem Auto wiederum befand sich noch ein Stapel Flyer, mit denen ich das gütige Wort SEINER Nudeligkeit verbreiten wollte. Und wer hätte es nötiger haben können als diese armen verirrten Schäfchen, die ihr ganzes Leben in Furcht vor einem äußerst grausamen Wesen verbringen, das es gar nicht gibt? Ich tat also, was ich tun musste: unter den Freudentränen meiner Bekannten klemmte ich flugs an jedes Auto einen Flyer.
Leider konnte ich nicht so lange warten, bis das Grillfest vorbei war. Von meiner Bekannten weiß ich aber, dass die Freude über das gütige Wort unseres Monsters eher gering war. Es sollen Worte wie "Unverschämtheit" und "Wissen die denn nicht, dass wir keine von diesen Evangelikalen sind?" gefallen sein.
Doch, natürlich wusste ich das. Trotzdem (oder gerade deshalb?) wollte ich sie ja auf den leuchtenden Pfad SEINER Nudeligkeit führen, damit sie den Rest ihres Lebens
leben können, anstatt in Angst und Verzweiflung (und unter Verzicht auf im Notfall lebensrettende Maßnahmen für ihre Kinder) auf den Tod zu warten.
Aber wer nicht will, der hat schon, wie es so schön heißt, und
zwangsmissionieren will ich nun wirklich nicht.